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Zum neuen Jahr 1826 von Ludwig Tieck

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     Dichter . R/Z . Ludwig Tieck


Zum neuen Jahr 1826

Melpomene:
   Wie wann des Aethers Stürme hochher dringen,
Und durch Gebirge Geisterstimmen hallen,
Der Wolken Dunstgestalten fliehn und wallen,
Und Bäum' und Wald harmonisch dann erklingen:

   So Leid und Schmerz, wie sie gestaltlos ringen,
Die Klagen ungestüm und wild erschallen, -
Ertönen sie in meinen Feierhallen,
Erhebt sich Angst und Noth auf Geisterschwingen.

   Mein Wort erklingt, und Götter steigen nieder,
Der Tod zerbricht, besiegt nicht Heldenherzen,
Verzweiflung flieht, die Angst erlischt, und stiller

   Und göttlicher der Klagelaut der Lieder
Zum Leben Tod verklärt, zur Lust die Schmerzen, -
So rauscht dein hoher Heldensang, mein Schiller.
Thalia:
   Wie stolz darfst du den Namen, Schwester, nennen!
Ich schau umher und rufe meine Dichter, -
Da schwärmen her viel mürrisch ernste Richter,
Die nicht Gelächter, Scherz und Grazien kennen.

   Doch flogen viele Pfeile von den Sennen,
Und mancher traf zum Ziel; freundliche Lichter
Umglänzen manches Haupt, die Angesichter
Und Augen hell vom Musenkuß entbrennen.

   Elias Schlegel mit der Morgenröthe
Kam früh zu dienen, und in edler Demuth
Begrüßte Lessings Genius meine Schwelle;

   Aus Götterhain, die deutsche Nacht'gall, Goethe
Sang Gruß herüber: aber Lieb' und Wehmuth
Wob süße Dämm'rung: - wann erwacht die Helle,
Daß ich im Lorbeer-Zwinger
Begrüßen kann den ächten deutschen Jünger?
Erato:
   Ein süßes Tonnetz wird von mir gewoben,
Ein Teppich, schön von hell und dunkeln Farben;
Da zucken Licht und Blitz in sprüh'nden Garben,
Und Lust und Klang erfunkelt unten, oben.

   Wie auch die Donner, Wasserfälle toben,
Wie Zorn und Schmerz in Schrei und Seufzern starben,
Die Grazien sind es, die die Töne warben,
So ward das Wundernetz empor gehoben.

   Wie edle große Namen glänzen golden
Im deutschen Lied: die zarten Sinne lauschen,
Wenn Mozart, Gluck, der hohen Kunst Beleber,

   Einhergehn in dem Waffenschmuck des holden
Gesangs! auch ihn verkündet heilig Rauschen,
Der mir ein Goldnetz wob, Maria Weber.









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